Unsere Gäste im Studio: Martin Stillger, CEO von Materials Services, und Volkmar Dinstuhl, CEO von Multi Tracks. Schauen Sie rein, es lohnt sich!

Stefan Ettwig: Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von we.talk, dem Video-Podcast von thyssenkrupp. Die Transformation zur Group of Companies ist in vollem Gange. Das hat die Hauptversammlung gezeigt und das ist für uns Grund genug, einmal auf die Leistungsfähigkeit unserer jetzt deutlich dezentraleren Unternehmensgruppe zu schauen. Das machen wir natürlich nicht alleine. Zu Gast bei uns im Studio sind heute gleich zwei verantwortliche CEOs – einmal Martin Stillger von Material Services und Volkmar Dinstuhl von Multi Tracks.

Herzlich willkommen! Schön, dass Ihr da seid.

Martin, Du hast im letzten Jahr in einer großen Logistik-Zeitung gesagt, ich zitiere: „Innovation reift nur in einem Unternehmen, das Raum schafft für Versuche, Fehler und kontinuierliches Lernen“. Inwieweit hilft denn Material Services die neue dezentrale Organisationsstruktur im Geschäft? Und wie wird das aus Sicht der Kunden wahrgenommen?

Martin Stillger: Die dezentrale Organisationsstruktur ist natürlich für ein sehr dezentrales Geschäft wie Materials Services eine sehr gute Einbettung. Wir sind mit über 80 Landesgesellschaften und 380 Niederlassungen weltweit ein sehr stark dezentral aufgestelltes Unternehmen und das eingebettet in eine dezentrale Strategie – das ist natürlich ein toller „Fit“ und für uns passt das sehr gut. Andererseits ist im Rahmen der Group of Companies natürlich auch eine Verpflichtung damit verbunden. Das sollte man immer deutlich darstellen. Es geht um Performance und es geht darum, dass jede Einheit für sich überlebensfähig ist und darüber hinaus aber auch im Benchmark-Vergleich, also mit den wesentlichen Wettbewerbern des jeweiligen Feldes, mithalten kann. Eine gute Performance ist immer eine, die im Vergleich zum Wettbewerb gut ist und nicht eine anhand irgendwelcher künstlicher Kennziffern.

Für die Entwicklung des Geschäftes ist das natürlich auch sehr gut. Wir haben viele Themen, die sich gerade um Innovation im Bereich der Digitalisierung drehen. Dafür ist vielleicht ein ganz gutes Beispiel, dass wir eigene Start-ups haben, die wir gründen und mit denen wir einen Innovationsprozess durchlaufen, der ziemlich hart gesteuert wird. Es geht also nicht darum, dass jeder mitmachen kann. Sondern es geht darum, wer kann was leisten und bis wann? Wenn die Vorphasen erledigt sind, geht es in die Inkubation-Phase – und wir geben in dieser Phase schon sehr viel Geld aus. Wir investieren Kosten in Millionenhöhe pro Aktivität und die müssen natürlich auch gerechtfertigt sein und sie müssen auch eines Tages erfolgreich sein. Da bekommen wir von thyssenkrupp einen sehr großen Vertrauensvorschuss, weil wir das einfach steuern und einfach tun. Ich glaube, das ist ein ganz gutes Beispiel.

Stefan Ettwig: Vielen Dank. Volkmar, um den Ball mal ins vielfältigste Segment von thyssenkrupp zu spielen. Multi Tracks hat in der jüngeren Vergangenheit maßgeblich dazu beigetragen, das Portfolio von thyssenkrupp zu schärfen. Es gab viele Aktivitäten nachzuverfolgen. So etwas kommt nicht über Nacht. Wie funktioniert denn so etwas in der Group of Companies?

Volkmar Dinstuhl: Wir arbeiten mit jedem unserer Geschäfte an seinem ganz individuellen Weg zur Weiterentwicklung. Wir sind so etwas wie die Group of Companies in der Group of Companies. Wir haben, anders als die anderen Segmente, eben keinen gemeinsamen Markt, kein gemeinsames Geschäftsmodell, und können daher ganz gezielt individuell auf die Unternehmen eingehen. Wir fokussieren uns auf die Themen Portfolio und Performance. Und nur alles, was diesen beiden Themen dient, machen wir in unserem Segment. Andere Sachen machen wir dann eben nicht. Im Rahmen von Portfoliomaßnahmen hat man natürlich die Möglichkeit, viele Sachen in Frage zu stellen. Man bekommt durch den Kontakt mit Externen auch ganz neue Perspektiven auf die Geschäfte. Und so versuchen wir wirklich Geschäft für Geschäft so etwas wie Kapitalmarktfähigkeit zu erreichen. Im Fall von thyssenkrupp nucera ist das ein möglicher Börsengang, für die anderen Geschäfte eben Attraktivität für Kapitalgeber. Das kann thyssenkrupp sein, aber auch ein externer Partner.

Stefan Ettwig: Martin, als Du das letzte Mal hier zu Gast warst, hast Du die Marke thyssenkrupp sehr gelobt. Noch ein Zitat von Dir: „Da lecken sich die Wettbewerber die Finger nach“. Steht die Aussage noch aus Deiner Sicht? Und wie ist das in den neuen dezentralen Strukturen? Wie funktioniert die Marke da?

Martin Stillger: Also die Aussage steht über allem. Sie steht sehr fest. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Diese Marke steht für traditionelle Werte wie Verlässlichkeit, Qualität, Ingenieurwissen, aber auch für ganz neue Themen. Sie wird ja gerade in den letzten zwei, drei Jahren sehr stark aufgeladen. Zum Thema Nachhaltigkeit und Grün wurde das Beispiel thyssenkrupp nucera gebracht. Auch die Stahl-Transformation ist ein gutes Beispiel. Und natürlich auch Innovationen, Digitalisierungsthemen, die eine Rolle spielen und eine bestimmte Außenwirkung erzielen. Die Marke strahlt in unsere Geschäfte, sie ist vor allem im Ausland ein Türöffner. Das ist eine ganz wichtige Position für uns. Was bedeutet das für unser Geschäft? Was bedeutet das für den Umgang damit? Ich habe eben gesagt: Wir sind eine sehr dezentrale Organisation. Und da ist die Dachmarke thyssenkrupp wichtig für unsere dezentralen, vielleicht auch kleineren Einheiten, zum Beispiel eine Landesgesellschaft mit 100 oder 150 Mitarbeitern. Wie soll die den Türöffner zu irgendetwas machen? Wenn die sagen: „Wir kommen von thyssenkrupp“. Dann ist die Türe offen und das hat einen sehr großen Wert. Wir bekommen das auch von den Kunden immer wieder zurückgespielt.

Stefan Ettwig: Die Marke thyssenkrupp und die Vielfalt von Multi Tracks: Wie passt das bei Euch zusammen?

Volkmar Dinstuhl: Das passt wunderbar. Also Martin hat es ja gerade schon gesagt: Im Ausland insbesondere zieht die Marke thyssenkrupp sehr, sehr stark. Bei uns gehört zur Group of Companies allerdings auch, dass wir sehr starke Marken in den Unternehmen haben und wir Uhde und Polysius ihre Produktmarken wieder als Unternehmensmarken zurückgegeben haben. Das hat einen unglaublichen Motivationsschub ausgelöst. Das ist sehr gut angekommen und auch als Signal für die Unternehmen sehr wichtig. Und wir haben natürlich als Highlight mit thyssenkrupp nucera eine ganz tolle neue Marke eingeführt, die, glaube ich, maßgeblich zum Image von thyssenkrupp im Rahmen der Grünen Transformation beiträgt.

Stefan Ettwig: Danke für das Stichwort Grüne Transformation. Das Zukunftsthema für thyssenkrupp und auch für Materials Services. Was heißt das für Euch? Wo steht Ihr da und wo geht es hin?

Martin Stillger: Wir haben eine dedizierte Nachhaltigkeitsstrategie, die aus drei Elementen besteht. Zum einen „Beyond clean“: Das ist unser Commitment bis 2030 klimaneutral zu sein. Zum anderen „Beyond green“: Da geht es um grüne Produkte und darum, dass wir grüne Produkte für unsere Kunden bereitstellen wollen. Hier wollen wir der führende Ansprechpartner, der führende Kompetenzträger im Dialog mit unseren Kunden sein. Und es geht auch um „Beyond good“: Wir wollen ordentliches Mitglied der Gesellschaft sein und uns engagieren und dafür etwas tun.

Kommen wir noch mal ganz klar zu Grün zurück. Wir haben im Bereich grüner Produkte verschiedene Sachen gemacht. Und wie gehen wir mit Grün um? Ein Beispiel ist hier, dass wir einen eigenen Carbon-Footprint-Rechner haben, mit dem wir heute und auch zukünftig unseren Kunden einen klaren CO2-Wert für ein Stück Material – und zwar bis zur Anlieferung an seine Türe – geben können. An dieser Stelle sehen wir eine sehr gute Nachfrage nach diesen Informationen. Ein anderes Beispiel ist, dass wir im Bereich der Kreislaufwirtschaft aktiv werden. Wir wollen mit unseren Fähigkeiten, unseren Geschäftspartner Lösungen anbieten. Wir arbeiten zum Beispiel gerade mit einem Aluminiumhersteller zusammen. Der ist auf uns zugekommen. Wir sind gar nicht auf den zugekommen, der ist auf uns zugekommen und hat gesagt: „Ihr macht das und das für euer Geschäft. Können wir nicht auch zusammen an diesem Thema arbeiten?“. Das haben wir dankend angenommen, das machen wir natürlich gerne.

Letztes Beispiel noch: Wir haben jetzt einen neuen Trading-Desk eröffnet, also eine Abteilung innerhalb der Trading-Organisation, die sich damit beschäftigt, sogenannte Voluntary Carbon Credits zu vermarkten. Da geht es also nicht um den klassischen Bereich der CO2-Zertifikate, die irgendwie staatlich geregelt verpflichtend sind, sondern da geht es in den freiwilligen Bereich hinein. Wo kann ich eigentlich was machen und tun? Und da haben wir auch tolle Nachfragen.

Also ganz konkrete Beispiele für Produkte und für Aktivitäten, die wir starten, um unser Profil an der Stelle zu schärfen.

Stefan Ettwig: Volkmar, Du bist da auch schon gerade konkret geworden. Die Grüne Transformation ist auch bei Multi Tracks ein großes Thema mit Uhde und nucera. Da werden ja gleich zwei Ecken des sogenannten Wasserstoffdreiecks bespielt, also Angebot und Infrastruktur. Die Nachfrage ist zum Beispiel bei Stahl, das haben wir hier auch schon mal besprochen. Wie siehst Du das Zusammenspiel auch in der Group of Companies diesbezüglich? Hilft das für die Grüne Transformation und für die Ziele von thyssenkrupp?

Volkmar Dinstuhl: Wir haben mit nucera und Uhde gleich zwei Unternehmen, die von der Grünen Transformation profitieren – aber auch ganz erheblich zu den erforderlichen Lösungen beitragen! Und wir koordinieren unsere Aktivitäten mit anderen Bereichen, insbesondere dem angesprochenen Stahl, im sogenannten H2-Council, damit wir, insbesondere auch bei Ansprechpartnern in der Politik, mit einem koordinierten Ansatz auftreten.

Und was ganz, ganz wichtig ist und ein unglaublicher Wettbewerbsvorteil, das merkt man in Diskussionen mit Partnern im Rahmen der Grünen Transformation, dass wir eben einen ganzheitlichen Ansatz anbieten können. Das können nur wenige unserer Wettbewerber. Und da ist thyssenkrupp ganz weit vorne.

Stefan Ettwig: Danke sehr für das schöne Schlusswort. Danke auch für die gemeinsamen Einblicke und Einordnungen. Ich glaube, wir können festhalten: thyssenkrupp ist mit der Group of Companies auf einem guten Weg und Ihr als Geschäfte könnt das aktiv mitgestalten. Wir sind gespannt, wie es weitergeht. Vielen Dank noch einmal! Vielen Dank auch an die Gäste am Bildschirm. Bleiben Sie uns gewogen, bleiben Sie gesund. Wir kommen wieder mit spannenden Gästen. Bis bald, tschüss aus Essen.