Ettwig: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von we.talk. Heute geht es um thyssenkrupp als Arbeitgeber, um die Marke thyssenkrupp auf dem Arbeitsmarkt und wie wir uns im Wettbewerb um gute Leute nach vorne aufstellen. Kurz: Wir reden über Employer Branding. Das natürlich nicht alleine, sondern mit unseren Gästen. Ich begrüße ganz herzlich im Studio Martina Merz. unsere Vorstandsvorsitzende, und Mark Schlette, Personalvorstand von Material Services.

Schön, dass Sie da sind.

Frau Merz, Herr Schlette. thyssenkrupp ist ein Unternehmen auf dem Weg in die grüne Transformation. Will diese mitgestalten, ist dabei, sie mitzugestalten. Wie sehen Sie thyssenkrupp als Arbeitgebermarke positioniert auf dem Arbeitsmarkt, der sich ja auch ständig weiterentwickelt?

Merz: Wir sind ein Unternehmen, wie viele andere auch, in Transformation. Also wir wollen zu denjenigen gehören, die das von vorne tun. Die grüne Transformation ist in mehrerlei Hinsicht für thyssenkrupp eine gute Herausforderung. Wir können in den verschiedenen Geschäften aktiv mitgestalten, auch aus einer Position, wo wir zeigen können, wir tun wirklich etwas. Wir reden nicht nur drüber, wir bewegen was, wir investieren, wir verändern. Wir müssen unsere Leistungsfähigkeit beim Grüner werden auch ständig weiterentwickeln. Der Fachkräftemangel gehört sicher zu den ganz besonderen Herausforderungen. thyssenkrupp wird grüner und dass thyssenkrupp grüner wird, stellt unser Umfeld auch fest. Und wenn man so ein „altes“ Unternehmen ist, hat man zum Glück jede Menge Beweispunkte, wo man sagen kann: „Es gelingt uns auch und es gelingt uns, mit den klugen Köpfen in unserer Belegschaft.“

Ettwig: Marc Schlette, Sie sind Personalvorstand eines der mitarbeiterstärksten Geschäfte von thyssenkrupp.

Schlette: Ja, 16.000.

Ettwig: Der Arbeitsmarkt wurde angesprochen, relativ dynamisch in Bewegung. Wie sehen Sie das aus Ihrer geschäftlichen Perspektive und natürlich auch grundsätzlich?

Schlette: Also wir spüren schon: Das ist eine sehr herausfordernde Umgebung. Und zwar eigentlich flächendeckend in allen Ländern, in denen wir unterwegs sind und ehrlicherweise auch in allen Qualifikationen. Also wir sind weit davon entfernt, dass das ein IT- oder Tech-Thema sei. Natürlich suchen wir Digitalisierungs-Spezialisten, natürlich suchen wir IT-Fachleute, aber wir suchen auch im gewerblichen Bereich und zwar in allen Ländern. Da kann ich in die USA gucken, da kann ich nach Deutschland gucken, da kann ich nach Osteuropa gucken. Da müssen wir uns einfach sehr anstrengen, um Menschen für uns zu gewinnen und diejenigen, die schon da sind, zu halten. Also wir spüren die Anspannung. Ich darf auch sagen, wir glauben, dass wir ganz ordentlich mit dieser Herausforderung im Moment noch zurechtkommen. Aber man merkt schon: Jede einzelne Vakanz macht mehr Arbeit und insgesamt sind es mehr Vakanzen. Das heißt, wir müssen die Energie, die wir aufwenden, um so stabil zu stehen, erhöhen.

Ettwig: Vor einiger Zeit war im Personalbereich vom „Kampf um die Talente“ die Rede. Ist es immer noch so? Oder hat es da auch eine Entwicklung gegeben?

Schlette: Die Menschen wissen, dass sie sich in einem Arbeitnehmer-Markt oder Arbeitnehmer:innen-Markt bewegen und treten entsprechend selbstbewusst auf. Da kann man eine ganze Reihe von Beispielen nennen. Zum Beispiel die Frage: “Kann ich eigentlich bei euch remote arbeiten?“. Wenn wir die mit „Nein“ beantworten, dann sind wir raus heutzutage. Das gilt auch bei der Frage, wie wir eigentlich unseren Bewerbungsprozess strukturieren. Also wenn ich jemandem sage, ich muss noch ungefähr sechs Gespräche führen, bis wir uns dann in drei Wochen bei einer Entscheidung wahrscheinlich bei dir melden – dann sind wir raus. Deswegen haben wir beispielsweise an diesem Bewerbungsprozess gearbeitet. Ich will nicht sagen, dass wir damit fertig sind, aber ich weiß, die Erfolge zeigen uns, wenn wir das konsequent tun, dann kommen wir auch mit diesem Arbeitsmarkt zu Recht. Denn wir haben ja eine gute Arbeitgeber-Geschichte zu erzählen. Wir sind ein guter Arbeitgeber und wir können das auch beweisen. Deshalb bin ich da eigentlich ganz zuversichtlich.

Ettwig: Ich habe zwei Dinge rausgehört: Einmal nicht nur „Kampf um Talente“, sondern „Kampf um alle Mitarbeitenden“. Korrekt? Das Zweite: Es ist dringlich. Sie haben es zumindest sehr dringlich beschrieben. Würden Sie das auch so zurückgeben oder habe ich da eine andere Wahrnehmung?

Schlette: Es ist „The Challenge of the Decade“. Also das kann man jetzt nicht dramatisieren, aber das ist schon ein großer Punkt. Dafür brauchen wir die richtigen Leute. Dann bin ich bei Führung, bei Kultur, bei der Atmosphäre. Grüne Transformation. Wir wollen 2030 klimaneutral sein. Also das Gesamtpaket muss stimmen. Und gerade die Jüngeren sind da sehr kritisch. Das muss auch in die Richtung gehen: Welchen Sinn macht das eigentlich? Verhalten die sich verantwortungsvoll gegenüber der Umwelt? Ist da eine gute Team-Atmosphäre, gibt es eine kollegiale Atmosphäre. Werde ich da vernünftig behandelt? Kann ich da mein Leben und meinen Beruf irgendwie unter einen Hut bringen? Diese Fragen kommen alle und die müssen wir beantworten.

Ettwig: Worauf kommt es da an? Was heißt das für die Mitarbeitenden, aber auch gegebenenfalls für die Führungskräfte von thyssenkrupp?

Merz: In dem Wort Führungskraft steckt das Wort „Kraft“ drin und es steckt auch das Wort „Führung“ drin. Also man darf auf beiden Seiten den Unterschied machen. Ich fange mit dem Wort „Kraft“ an, ich glaube, in schwierigen Zeiten wie wir sie heute haben, bei mehrfachen Krisen, die sich überlagern, die zu Ungewissheiten führen, da braucht es Kraft zu sagen, wir haben alles, was es braucht. Und wenn wir es nicht haben, dann erarbeiten wir es. Ich glaube, da kommt bei Führungskraft das Wort „Kraft“ zum Einsatz. Da braucht es die Überzeugung, dass wir durchaus den Unterschied machen können in so einer Phase. Also das Wort „Kraft“ und andererseits das Wort „Führung“. „Führung“ hat natürlich was mit Prioritätensetzung zu tun, was mit Richtung vorgeben, hat was damit zu tun, Menschen zusammenzuführen, auf einen gemeinsamen Wunsch, gemeinsame Ambition oder Ehrgeiz, gemeinsames Ziel hin zu orientieren. Ich glaube, in der heutigen Zeit ist mentale Stärke, ist Kraft und Klarheit einzubringen ganz wichtig.

Schlette: Und ich glaube, da können wir froh sein, dass wir die Menschen an Bord haben, die das mit begleiten und das Unternehmen auf Kurs halten.

Merz: Tatsächlich sind wir natürlich anstrengend für unsere Führungskräfte. Dieser Umbau, der im zeitlichen Verlauf, aber natürlich jetzt auch in den inhaltlichen Herausforderungen, so viel schwieriger geworden ist, das muss man bekennen, dass wir als Unternehmen schon in vielen Bereichen sehr viel fordern. Es ist eine besonders herausfordernde Zeit.

Schlette: Und als zusätzliche Herausforderung kommt noch Menschen gewinnen, Menschen halten Aber am Ende des Tages, entscheide ich mich für ein Unternehmen, in dem ich bleibe oder dorthin gehe, weil die Atmosphäre stimmt. Und da ist natürlich die Führung, die Leadership, ein ganz elementarer Punkt.

Ettwig: Jetzt haben Sie beide ja viel über die Bedeutung von verantwortungsvoller, empathischer Führung gesprochen. Ich glaube, das kam relativ klar rüber. Jetzt ist Employer Branding ja auch noch mehr. Wir haben ja auch viele verschiedene Kampagnen. Ich fang mal bei Ihnen an Frau Merz. Wie ist die Bedeutung von Employer Branding für thyssenkrupp für Sie zu sehen?

Merz: Ein Unternehmen vereint Menschen, um mit diesen Menschen im Wettbewerb Beschäftigung zu schaffen, Erträge zu erarbeiten. Also natürlich ist Employer Branding die absolute Nummer eins. Die Mitarbeitenden vertreten natürlich auch nach außen, was sie im Unternehmen erleben. Sie erzählen ihre Geschichte zu diesem Unternehmen. Nur die Unternehmen werden wirklich Spitzenpositionen erhalten und bekommen können, die in der Lage sind, auch die Menschen am besten zu entwickeln, am besten einzusetzen und auch die Besten zu bekommen. Man kann nicht vorne sein wollen, ohne dass wir uns alle als gemeinsames Team verstehen und man auch gerne dabei ist. Das spüren Kunden und Geschäftspartner. Alle spüren das. Und deswegen ist Employer Branding Nummer eins.

Ettwig: Herr Schlette, Sie stehen nicht nur für 16.000 Mitarbeitende von Materials Services, sondern schon ein bisschen stellvertretend für alle Geschäfte von thyssenkrupp. Wie nehmen Sie GENERATIONTK, Employer Branding bei thyssenkrupp wahr?

Schlette: Also GENERATIONTK gefällt mir sehr gut, weil es eine ehrliche Kampagne ist. Das sind echte Menschen. Und so wie es auf den Bildern aussieht, so ist es bei uns. Das ist natürlich immer nur ein Aspekt. Ich glaube, zu Employer Branding gehört noch mehr als eine gute visuelle Anmutung. Am Ende ist ja sowohl für Kandidaten als auch für Mitarbeitende immer die Frage: „Stimmt die Erzählung mit meinem Arbeitsleben?“. Es muss natürlich auf unsere große Vielfalt eingehen. Wir sind eine Gruppe mit 100.000 Mitarbeitenden in allen Ländern der Welt unterwegs. Aber wir tun sehr unterschiedliche Dinge. Es ist ein Unterschied, ob ich bei Nucera an der Wasserstoff-Elektrolyse arbeite oder ob ich in der Digital Supply Chain bei Material Services an neuen Lösungen arbeite. Die Kampagne GENERATIONTK ist genau so konzipiert, dass wir viele gute Geschichten, viele Bilder, unterschiedliche Menschen, und zwar auch eine diverse Belegschaft, zeigen und auch ansprechen wollen. Und ich glaube, das ist der das der richtige Schritt, der dieser Vielfalt gerecht wird. Aber trotzdem ist es eine Arbeitgebermarke und eine Arbeitgeber-Story.

Und ich sage mal, Frau Merz hat darauf hingewiesen, wir sind in einem großen Umbau. Deshalb wird es auch nie so sein, dass 100 % der Belegschaft zufrieden ist mit der Verfassung, in der sich das jeweilige Unternehmen gerade befindet. Aber ich glaube, wenn man das ganze Paket anguckt, also Verantwortung des Arbeitgebers, Sicherheit, Gesundheit, Attraktivität der Arbeitsaufgabe, Wettbewerbsfähigkeit der Vergütung, Karrieremöglichkeiten, Chancen ich glaube, dann haben wir schon ein Paket, wo wir uns nicht verstecken müssen.

Ettwig: Wenn wir gerade beim Selbstbewusstsein sind, Frau Merz, was macht denn mit thyssenkrupp für Mitarbeitende attraktiv? Also sowohl für die, die neu dazukommen, als auch die, die idealerweise bleiben?

Merz: Was thyssenkrupp attraktiv macht, ist, dass wir mit dem, was wir tun, zukunftsfähige Lösungen erarbeiten. Und wir wollen, auf echte Menschheitsfragen antworten, die irgendwie über den Tag hinausreichen. Also wir transformieren den Stahl, wir bringen in der Automobilindustrie Lösungen für die Elektromobilität, für das autonome Fahren ein. Wir sind als Unternehmen im Wasserstoff Dreieck beschäftigt: Zwischen Wasserstoff herstellen und verwenden. Also wir - wir thyssenkrupp - wir wollen über den Tag hinaus Lösungen schaffen, aber dabei ein Team sein. Das ist manchmal ein bisschen wie Familie. Also ich glaube beim Thema Arbeitgeber-Attraktivität wird man sich dann manchmal nicht mehr so bewusst, dass man eigentlich selber in der Situation ist, in der man sich gut eingebettet fühlt.

Und trotzdem sind wir ehrgeizig und haben den Ehrgeiz, jeden Tag drauf zu achten, dass wir für unsere Mitarbeitenden und für die, die wir auch gerne in unserem Team hätten, wirklich ein guter Ort sind und ein gutes Zukunftsbild.

Ettwig: Drehen wir das noch ein Stück weiter mit der nächsten Frage, warum wir attraktiv sind, haben Sie schon gesagt. Können wir es denn auch? Kann das thyssenkrupp?

Merz: Das kann thyssenkrupp. Da denke ich auch, das kann man, wenn man die Zeitungen aufschlägt und sieht, wo wir dabei sind, sehen. Ich denke, die Märkte merken, dass thyssenkrupp mit sehr relevanten Technologien, Produktservices und Angeboten im Markt ist. Das Bild ändert sich. Das spüre ich tatsächlich in den drei Jahren. Unser Thema ist, dass wir das Ganze eben auch in eine positive Mittel-Erwirtschaftung bringen müssen. Ein Unternehmen ist nicht bloß hoffentlich ein Ort, an dem sich Menschen weiterentwickeln. Es muss auch ein Ort sein, an dem diese Menschen für das Unternehmen etwas erwirtschaften. Wir selber können uns auch immer noch miteinander überprüfen und sagen: „Wir können immer noch besser werden! Wir wollen gemeinsam zeigen, dass wir das können!“ Und ich habe das Gefühl, wir sind da auf einem guten Weg. Wir müssen es nur jetzt beweisen. Die Märkte stellen fest, dass wir mit den Technologien, Produkten und Services, die wir haben und die wir zeigen, an sehr zukunftsorientierten Themen arbeiten und das dies für unsere Kunden ein Gewinn ist.

Schlette: Dem ist kaum noch was hinzuzufügen. Ich glaube, wir haben eine Chance. Aber die Profitabilität ist natürlich essenziell, damit das erstens auch langfristig so bleibt und: Leute wollen gerne in erfolgreichen Unternehmen arbeiten. Das ist so. Und ich glaube wir müssen bei dem Thema auch wirklich die ganze Bandbreite der Belegschaft im Blick halten. Also die, die fancy Diskussion ist New Work, Agility, Remote. 50 % unserer Belegschaft ist gewerblich und Blue Collar. Und die sind essenziell dafür, dass alle diese tollen Dinge, die wir uns ausdenken, überhaupt funktionieren und die Produkte beim Kunden landen. Die dürfen wir aus meiner Sicht nicht vergessen dabei. Das heißt, wenn wir uns Gedanken machen über Remote, uns Gedanken machen über hybride Arbeitsformen, mehr Agilität, mehr Selbstorganisation, dann brauchen wir genauso eine Antwort. Am Ende gibt es einen Kunden, der irgendeinen Karton von uns auspackt, und dann muss das sitzen. Und nur in dieser, in diesem Zusammenspiel und in dem Erreichen der ganzen Belegschaft. Führungskräfte, kaufmännische Mitarbeiter, gewerbliche Mitarbeiter - ohne Reihenfolge - gelingt dies.

Ettwig: Uns muss also nicht bange sein, Frau Merz, um Ihnen das letzte Wort zu geben.

Merz: Nein. Es ist uns nicht bange, aber man darf auch nicht nachlassen. Ich denke, thyssenkrupp ist ein sehr attraktiver Arbeitgeber und will es auch bleiben. Wir müssen es allen erzählen, wollen es auch allen erzählen und wollen es mit unseren Produkten und Services zeigen. Auf jedem Karton auf jeder App. Zeigen Sie es Ihren Freundinnen, Ihren Freunden, Ihrer Verwandtschaft und sagen Sie: „Die, die sind super!“

Ettwig: Das lass ich mal so stehen. Ich halte fest: Gezieltes Employer Branding hilft uns allen. Wir haben als grüner Transformator auch noch eine gute Agenda dafür. Und die beste Nachricht dazu: Wir können es auch noch. Insofern vielen Dank an Sie beide, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Vielen Dank auch an das Publikum. Das war we.talk. Wir kommen wieder mit spannenden Gästen, neuen Themen.

Bis bald. Tschüss aus Essen. Bleiben Sie gesund.