Herzlich Willkommen liebe Kolleginnen und Kollegen zur zweiten Folge von we.talk, dem neuen Video Podcast von thyssenkrupp. Wie Sie sehen, sind wir heute nicht im Studio, sondern draußen an der Wasserachse vor dem Q1 mit einem neuen Gesprächspartner.
Ich begrüße ganz herzlich heute zur zweiten Folge Winfried Schulte, CEO von Bearings. Hallo Herr Schulte.
Hallo Herr Ettwig. Vielen Dank für die Einladung nach Essen. Ich freue mich hier zu sein.
Sehr gerne. Bevor wir losgehen noch kleine Hinweise zum Thema Corona. Auch wenn die Zeichen auf Entspannung stehen, sind wir natürlich weiterhin vorsichtig. Wir sind beide getestet, wir halten die Sicherheitsabstände ein. Von meiner Seite kann es losgehen, wie sieht ́s bei Ihnen aus, Herr Schulte?
Sehr gern, ich bin bereit!
Dann los.
Herr Schulte, ich habe Sie unserem Publikum ja gerade als CEO von Bearings vorgestellt. Was viele vielleicht nicht wissen, die Rothe Erde GmbH ist einer der größten Aktivitäten von Bearings, die wiederum in diesem Jahr 160-jähriges Jubiläum feiert. Insofern sind Sie eines der Geburtstagskinder einer wirklich tollen Erfolgsgeschichte. Es wurde offensichtlich viel richtig gemacht. Die Frage ist, was braucht es, um einen solchen Erfolg zu haben?
Vielen Dank, Herr Ettwig. Ja, und das Kompliment nehme ich gerne an, auch im Namen aller Mitarbeiter, denn es ist tatsächlich eine Freude und wir sind sehr stolz, in diesem Jahr 160 Jahre dieser Unternehmensgeschichte feiern zu können. Rothe Erde, oder Bearings wie Sie richtigerweise gesagt haben, ist Markführer für Großwälzlager und ein führender Hersteller von nahtlos gewalzten Ringen. Ein Großwälzlager ist dafür da, zwei Dinge gegeneinander verdrehen zu können und Reibung zu reduzieren. Stellen Sie sich einen Bagger vor, mit dem Unterwagen und den Kettenlaufwerken, oder den Rädern, und den Oberwagen, der gedreht werden muss, und dazwischen befindet sich ein Lager. Das Gleiche passiert in einer Windenergieanlage, oben wenn das Blatt verstellt werden muss. Diese Großwälzlager erfordern nahtlos gewalzte Ringe, das ist unser zweiter Produktbereich, als Vorprodukt. Aber wir liefern diese Ringe auch an externe Kunden und auch dort sind wieder sehr viele Anwendungsbereiche, beispielsweise im Getriebebau, in Flanschen oder im allgemeinen Maschinenbau. Darüber hinaus fertigen wir noch Komponenten, wirkliche Core- Komponenten, für unsere Produkte, um entsprechende Kompetenz zu haben in der entsprechenden Lieferkette und auch das Zusammenspiel dieser Komponenten dann in dem Lager genauestens zu kennen. Das führt auch dazu, dass wir eine sehr hohe Wertschöpfung im Unternehmen haben.
Was sind die Erfolgsfaktoren von Bearings?
Das hat sich sicherlich damals niemand vorstellen können, dass wir heute ein Unternehmen mit 7.000 Mitarbeitern sind, die an zwölf Ländern der Welt tätig sind und jeden Monat 15.000 Tonnen Stahl verarbeiten und dass wir Lager in einer Größenordnung von acht oder 20 Metern machen mit Einzelgewichten bis zu 150 Tonnen. Aber die Erfolgsfaktoren – damals
wie heute – sind sicherlich sehr ähnlich oder sogar dieselben. Nämlich Innovationen und Mut, gute und motivierte Mitarbeiter, ein hoher Kundenfokus, eine starke Leistungsorientierung und eine globale Aufstellung führen dazu, dass wir Werte für unsere Partner schaffen können.
Erfolgreiche Geschäfte sind bekanntlich ganz wesentlich für den Erfolg der gesamten Gruppe thyssenkrupp. Was ist der Beitrag von Bearings?
Wir sind froh, dass Bearings über viele Jahre ein stabiler Lieferant sowohl von Ergebnis als auch von Cash, also von flüssigen Mitteln, für thyssenkrupp ist. Für uns als Bearings ist Performance, sich mit den besten im Markt zu messen. Und wir stellen auch immer wieder unsere eigenen Ansprüche und unsere eigenen Auffassungen in Frage. Und ganz wichtig dabei ist, dass wir regelmäßig darüber nachdenken Maßnahmen zu entwickeln und umzusetzen, die uns dabei helfen, die Performance zu steigern – also die Profitabilität zu verbessern und Effizienzen zu heben. Zur Performance gehört aber auch das Thema der Ausrichtung bei Marktveränderungen. Das ist sicherlich ein sehr schwieriges Thema, weil bei strukturellen Änderungen reden wir eben über Organisationseinheiten oder möglicherweise ganze Standorte, die eine Umstellung erfahren müssen. Aber das ist aus unserer Sicht notwendig, um eben die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Zum Schluss gehört für uns zu Performance auch das Thema Produkt. Denn das Erkennen von Änderungen, von Änderungswünschen der Kunden im Markt, ist essenziell, um das Unternehmen langfristig erfolgreich im Markt platzieren zu können und auch in letzter Konsequenz dann der Partner der Wahl der Kunden zu sein.
Vielen Dank für die Einordnung. Wollen wir noch ein Stück gehen?
So wie Sie die Leistungsfähigkeit Ihres Unternehmens beschrieben haben, wirken Sie sehr zufrieden. Erstmal prima auf den ersten Blick, aber wie sieht es für die Zukunft aus?
Also wir sind für die Zukunft sehr optimistisch. Wenn Sie schauen, welche Themen heute in der politischen und gesellschaftlichen Diskussion sind, dann sind das Themen in denen Rothe Erde, in denen Bearings, schon seit vielen Jahren sehr erfolgreich tätig ist. Nehmen Sie das Beispiel Klimawandel und Nachhaltigkeit: die Lager, die wir in die Windenergie einliefern: Rotorlager, Blattlager und Turmlager. Oder wenn Sie das Thema Infrastruktur nehmen. Die Themen Gesundheit sind ebenso auf der Agenda und wir liefern Produkte in beispielsweise CT oder MRT Scanner. Das ganze Thema Gütererzeugung und -Transport ist ebenso von großer Bedeutung. Die Produkte, die wir fertigen, sind in Miningbaggern oder in Fördergeräten, sie sind aber ebenso im Bereich der Transporttechnik bis hin zu Schiffsantrieben, um die Produkte über die Meere zu bringen. Durch diese Vielfalt der Anwendungsbereiche haben wir sehr gute Aussichten für die Zukunft. Und da wir Global aufgestellt sind, können wir sowohl die lokalen Bedürfnisse als auch die globalen Strategien sehr gut bedienen.
Das Stichwort grüne Transformation ist ja derzeit in aller Munde. Sie haben einige Themen ja schon leicht gestreift, wie würden Sie Bearings hier einordnen?
Als Bearings sind wir ja seit vielen Jahren eigentlich Teil dieser grünen Transformation, die jetzt nochmal sehr stark an Fahrt aufnimmt. Denn wir sind dort sehr gut positioniert. Alle
Staaten haben sich committed, haben sich wirklich Ziele gesetzt im Hinblick auf die CO2-Reduzierung bis hin zur Neutralität. Und dazu werden natürlich regenerative Energien gebraucht, und die Windenergie ist da eine Schlüsseltechnologie. Auch im Bezug auf die Wasserstoffechnologie wird ja insbesondere das Thema Offshore-Windenergie, also die Anlagen auf See, sehr stark propagiert. Und wir haben dort eine sehr gute Positionierung mit unseren Lagern. Und die Anlagen werden nun einmal immer größer und damit werden auch die Komponenten immer größer und nicht nur das, sondern sie erfordern auch wirklich eine ausgewiesene Berechnungskompetenz und Fertigungskompetenz. Das sind die Schlüsselkompetenzen, die wir als Rothe Erde, als Bearings, haben und von daher sind wir aus meiner Sicht dort sehr gut unterwegs. Und wie gesagt, wir sind da glaube ich sehr gut aufgestellt und wir nehmen die Herausforderung gerne an.
Lassen Sie uns kurz noch über die Group of Companies sprechen. thyssenkrupp ist bekanntlich im größten Veränderungsprozess der Unternehmensgeschichte. Wie nehmen Sie das wahr aus Unternehmenssicht? Welche Vorteile, welche Nachteile ergeben sich gegebenenfalls?
Zunächst sind wir froh als Bearings Teil von thyssenkrupp zu sein und eines der Geschäfte zu sein, das auch Wachstumsperspektiven hat. Und wir können dabei nicht nur einen Ergebnisbeitrag oder einen Cash- und liquide Mittel-Beitrag an thyssenkrupp geben, sondern auch einen Beitrag leisten im Hinblick auf die Nachhaltigkeit mit unseren Produkten, die beispielsweise in die Windenergie gehen. Der Weg hin zu einer Group of Companies ist aus meiner Sicht richtig. Den Geschäften mehr Raum zu geben und weniger auf übergeordnete Synergien abzuzielen. Aber auf der anderen Seite glaube ich ist es auch wichtig, dass wir einen Weg finden in dieser größeren Dezentralität trotzdem noch Informationen und Erfahrungen austauschen zu können, also ein Netzwerk zu bilden. Das ist sicherlich schwieriger als es in der Vergangenheit war, erfordert sicherlich auch mehr Engagement, mehr Eigenverantwortung von den Geschäften und auch von den darin befindlichen Funktionsverantwortlichen. Aber es gibt auch sehr schöne Beispiele und wir als Bearings haben eines, das wir jetzt gerade zu Ende gebracht haben: die Fertigungslinie für Kegelrollen, die vollautomatisch hergestellt werden in unserem Werk in Italien. Das ist ein sehr schönes, gruppenübergreifendes, länderübergreifendes Projekt, wo Kollegen von Bearings gemeinschaftlich mit Camshafts daran gearbeitet haben, diese hochautomatisierte Linie zu bauen. Kollegen aus Italien, aus Liechtenstein, aus Deutschland, aus der Slowakei haben sich zusammengefunden, haben die besten Ideen zusammengepackt und haben wirklich eine tolle Linie, die gerade die Produktion aufgenommen hat, für uns aufgebaut. Und ich glaube das ist ein sehr schönes Beispiel dafür, dass es sehr viele Erfahrungen gibt in diesem Unternehmen auf die wir auch zugreifen sollten.
Wir sind jetzt fast durch. Eine Frage habe ich noch, die machen wir da drüben, einverstanden?
Letzte Frage auch vor dem Hintergrund des Pulse Check: Wie nehmen Sie persönlich die Stimmung speziell in Ihrer Belegschaft, aber auch insgesamt bei thyssenkrupp wahr?
Nach einer so langen Zeit des Umbaus, wie wir sie als thyssenkrupp ja schon erleben und auch noch weiter durchführen müssen, ist es nicht verwunderlich, dass die Mitarbeiter besorgt und irritiert sind und vielleicht auch Ängste haben. Und ich glaube das spiegelt sich
ein Stück weit in den Antworten des Pulse Check wider. Was mich sehr positiv stimmt ist, dass die Antworten der Mitarbeiter auch zeigen, dass sie gerne weiter ihren Beitrag leisten wollen an der Transformation des Unternehmens hin zu einem Unternehmen mit erfolgreichen leistungsorientierten Unternehmen. Ich glaube, das birgt eine Menge Chancen, denn wenn wir diese Transformation schaffen – und ich bin sicher, dass wir sie schaffen – dann gibt es eben die Chancen auf der einen Seite, die notwendigen finanziellen Mittel zu erwirtschaften, damit zu wachsen und eine wirklich gute Zukunftsperspektive wieder zu entwickeln, sowohl für die einzelnen Geschäfte als auch für thyssenkrupp insgesamt. Und ich glaube dafür lohnt es sich auch wirklich zu kämpfen.
Das klingt zuversichtlich, ein zuversichtliches Schlusswort! Vielen Dank Herr Schulte, dass Sie sich die Zeit genommen haben. Vielen Dank auch liebe Kolleginnen und Kollegen. Das war we.talk, die zweite Folge. Wir kommen wieder mit neuen Gästen. Bleiben Sie gesund, bleiben Sie dran. Bis bald, Tschüss aus Essen!